Das Sommerstück 2007

Wer hat die Kuh geklaut? (1802)

Titel, Tratsch und (bürgerliche) Temperamente...

... jene drei Worte beinhalten alles, was die Einwohner des kleinen Städtchens Krähwinkel von morgens bis abends beschäftigt. Inmitten bornierter Bürokratenherrschaft hofft die liebenswert natürliche Sabine, Tochter des Krähwinkler Bürgermeisters Nikolaus Staar, auf die Ankunft ihres Geliebten Karl Olmers: Bei einem kürzlichen Aufenthalt in der nahegelegenen Residenzstadt kennen- und lieben-gelernt, versprach er ihr, sich bald nach Krähwinkel aufzumachen und um ihre Hand anzuhalten. Doch es pressiert, denn Sabines ebenso kleinkarierte wie sture Verwandtschaft hat längst andere Pläne und sieht das unglückliche Mädchen bereits zünftig mit dem lebensfern naiven und reichlich humorlosen Bau-, Berg- und Weginspektorssubstitut Sperling vor dem Traualtar. Schließlich verfügt der über einen ordentlichen Titel, und je zungenbrecherischer, desto besser!

Während Kunstdiebstähle und der Kot auf den Straßen die Familie in Atem halten, findet Sabinchens altkluge Großmutter, Frau Untersteuereinnehmerin Staar, ein Foto von Olmers. In ihrer Not gibt ihn das Mädchen als König aus – doch dann reist der junge Mann tatsächlich an, und ein großer Empfang mit der gesamten maßgebenden Gesellschaft wird bereitet für das vermeintliche Staatsoberhaupt. Olmers begegnet dieser übertrieben gekünstelten Aufmerksamkeit mit ironischer Distanz und offenbart seine Identität, sowie die Absicht, Sabine zu ehelichen. Was ist zu tun? Modernität und Titellosigkeit harmonieren mit der biedermeierlichen Bürgermentalität wie Katz und Maus. Als dann auch noch die Kuhdiebin flieht, flattern die Rüschennachthemden aufgeregt im Wind und das kleine Krähwinkel droht völlig aus den ehrwürdigen Fugen zu geraten...

Kein Zuschauer wird sich bei solch herrlich lächerlicher Machtdünkelei einem Schmunzeln entziehen können. Wer noch nie eine „Stadtakzisekasseschreiberin“ gesehen hat oder eine Welt kennenlernen möchte, in der es keine echten Probleme gibt, der sollte einen Theaterbesuch in dieser Saison nicht versäumen.

Tauchen Sie ein in ein unterhaltsames Porträt kleinbürgerlichen Unwesens – und vergessen Sie Ihren Titel nicht!

Besetzung:

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